Zurück nach Hause

16 Februar 2022

Powrót kierowcy

Heimkommen
Viele von uns leiten seit Jahren Unternehmen in der Logistikbranche. Viele von uns haben schon viel Zeit damit verbracht, Lkw zu kaufen und zu verkaufen und Fahrer einzustellen und zu entlassen. Seit Jahren sind wir für den Transport von Gütern in verschiedenen Branchen verantwortlich: holen sie ab, schlagen sie um und liefern sie pünktlich aus. 
Im Transportwesen muss alles wie am Schnürchen laufen. Unser Transport ist in einer ununterbrochenen Kette über das gesamte Logistiksystem hinweg eng miteinander verbunden. Jede Verzögerung führt zu weiteren Verzögerungen, die Arbeit ist dynamisch und adrenalingeladen. Trotz exzellenter, präziser Planung weiß man nie, was und wann es passieren wird. Und es passiert, wenn man es am wenigsten erwartet.
Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, wie es für einen LKW-Fahrer ist, nach Hause zu kommen, der eines der wichtigsten Rädchen in dieser ganzen logistischen Maschine ist?
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass auch bei den Fahrern Familie, Kinder, Freunde, Pläne, Pflichten, Verpflichtungen, Feste, Probleme, Freuden, Gesundheit, einfach seine Lebenszeit einen wichtigen Stellenwert für ihn haben?
Inspiriert vom polnischen Speditionsblog instaspedytorka.pl, folgen anbei kleine Geschichten von Lkw-Fahrern, die nach einer anstrengenden Tour wieder nachhause kommen und unterschiedliche Situationen erleben.

1
„Papa, du bist wieder da!“
Freitag, 21 Uhr. Du betrittst das Haus, beladen mit Taschen von der Tour, leeren Essensdosen, schmutziger Wäsche zum Waschen. Als du die Schwelle des Hauses überschreitest, hörst du „Papa! Papa ist wieder da!“
Du siehst deine beiden Kinder, die dir entgegenlaufen. Hinter ihnen steht deine Frau, der du die Müdigkeit im Gesicht ansehen kannst. Während deiner zweiwöchigen Abwesenheit war sie dreimal mit deiner Tochter beim Arzt, hat jeden Tag eingekauft, ist zur Arbeit gegangen, hat Wäsche gewaschen, gebügelt, mit den Kindern Hausaufgaben gemacht und den ganzen Haushalt übernommen. Aber neben der Müdigkeit sieht man auch Lächeln, Freude und Erleichterung, dass du wieder gesund und munter Zuhause bist.
Nun stehen dir daheim ein paar schöne Tage mit deiner Familie bevor. 
Auf dem Heimweg hast du bereits Pläne für das Wochenende gemacht: Am Samstag, hast du dir überlegt, machst du mit der ganzen Familie einen Ausflug. Deine Frau soll am Wochenende Haushaltsfrei haben. Abends wäre ein Film zu zweit schön, oder man könnte zusammen Freunde besuchen.
Am Montagnachmittag musst du wieder aufbrechen, weshalb du dich noch um die Wäsche und die Einkäufe für die nächste Tour kümmern musst. Darum kümmerst du dich am Wochenende selbst, da du deine Frau nicht damit belasten möchtest. Sie unterstützt dich dabei: gemeinsam packt ihr am Sonntag die Taschen für die nächste Woche. Mit gemischten Gefühlen denkst du an die Tage ohne deine Familie. Du weißt, die Zeit wird trotzdem wie im Flug vergehen, bis du zurückkommst und deine Frau und Kinder wieder in die Arme schließen kannst. In der Zwischenzeit gehst du einer sinnvollen Tätigkeit nach, um deine Familie zu ernähren.

2
„Vater ist da…“
Freitagabend. Endlich Zuhause. Du betrittst das Haus, wirfst deine Taschen in die Ecke und lauschst. Du nimmt keine Geräusche wahr. Ist jemand da? Schlafen sie?
Nach wenigen Minuten stellst du fest, dass dein Sohn am Computer sitzt, Kopfhörer auf den Ohren hat und ein Spiel zockt. Deine Tochter hat dich wahrgenommen, klopft ihrem Bruder auf die Schulter und sagt: „Vater ist da.“ Er dreht sich um und nickt dir kurz zu.
Deine Tochter zieht sich eine Jacke an, schnappt sich ihre Tasche und verlässt das Haus ohne ein weiteres Wort. Deine Ehefrau findest du auf dem Bett liegend im Schlafzimmer, wie sie ein Buch liest. Als sie dich erblickt, steht sie langsam auf und packt deine Koffer aus, während sie mit dir ein paar Worte wechselt. Das Gespräch ist nicht sonderlich tiefgründig und nur ein paar banale Informationen werden ausgetauscht.
Du gehst zum Kühlschrank, holst dir ein Bier und machst es dir dann vor dem Fernseher im Sessel gemütlich. Ein, zwei, drei, … Bier später schläfst du ein.
Der Samstag vergeht wie im Flug, bevor du dich am Abend mit deinem Freund in einer nahe gelegenen Bar triffst. Deine Frau war wenig begeistert, als du das Haus verlassen hast, aber was ist schon dabei, mit deinem Freund kurz auf ein Bier raus zu gehen. Du hast ihn seit 3 Wochen nicht mehr gesehen und ihr habt euch viel zu erzählen.
Der Sonntag beginnt mit einem üblen Kater. Deine Frau hat sich um die Taschen gekümmert und ein paar Nahrungsmittel für die nächste Tour eingepackt. Sie lässt dich ihre schlechte Laune spüren und scheint froh, dass du bald wieder gehst.
Montag um 6:00 Uhr brichst du auf und startest in eine neue Arbeitswoche.

3
„Ich kann das nicht mehr“
Hochzeit, Pläne, Kredit, Wohnungskauf, Renovierung. Alles läuft wie am Schnürchen. Ich verdiene gutes Geld als Fahrer für eine nahe gelegene Fensterfabrik und bin alle zwei Tage zu Hause. Aber ich würde gerne noch mehr verdienen und spreche mit meinem Chef. Er bietet mir mehr Gehalt an, wenn ich auch Fahrten im Ausland übernehme.
Bevor ich zusage, spreche ich mit meiner Frau und beziehe sie in meine Entscheidung mit ein. Wir vereinbaren, dass ich das Angebot annehme, denn so lange keine Kinder da sind, sollte das machbar sein. Immerhin können wir so den Kredit schneller abbezahlen.
Ich starte mit der neuen Aufgabe. Ein Monat vergeht. Der zweite Monat. Der fünfte Monat. Plötzlich sind zwei Jahre vergangen. Immer wieder werden wir von Freunden und Familie gefragt, ob wir Kinder haben wollen. Aber aktuell ist die Familienplanung kein Thema für uns, denn wir müssen erst einmal Geld verdienen, uns etwas aufbauen, uns vielleicht demnächst Wohneigentum kaufen, oder sollte ich doch lieber in einen eigenen Lastwagen investieren?
Meine Frau äußert immer öfter den Wunsch, dass ich wieder mehr Daheim bin, nicht mehr so viel reise, wieder im Nahverkehr tätig und öfter Zuhause bin. Deshalb streiten wir immer wieder am Telefon oder wenn ich ein paar freie Tage bei ihr verbringen kann, teilweise sogar so heftig, dass wir im Anschluss eine ganze Woche nicht miteinander reden.
Was macht das schon? Nicht mehr lange und wir haben uns ein schönes Polster aufgebaut, planen die gemeinsame Zukunft und Nachwuchs und ich werde wieder öfter zu Hause sein.
Freitag um 22:00 Uhr komme ich Heim. Die Wohnung ist leer. Meine Frau ist nicht da. Auf dem Tisch liegt der Scheidungsantrag und ein Zettel, auf dem steht: „So kann es nicht mehr weitergehen…“.

4
„Wo bist du schon wieder? Komm schnell zurück…“
Es ist ein später Donnerstagnachmittag auf der Autobahn. Ich befinde mich 800 km von zu Hause entfernt, als mein Telefon klingelt. Meine Frau klingt ganz verweint, schluchzt und bekommt kaum ein Wort heraus. Ich verstehe kein Wort, von dem, was sie versucht zu sagen. Ich halte auf dem Pannenstreifen an, um mich ganz auf das Telefonat konzentrieren zu können. Meine Hände zittern, während ich versuche, meine Frau zu beruhigen und herauszufinden, was passiert ist. Endlich werden ihre Worte deutlicher, aber ich kann sie nicht verstehen.
„Wann wirst du hier sein? Dein Vater hatte einen Herzinfarkt!“
Was soll das heißen, er hatte einen Herzinfarkt? Er hatte noch nie zuvor Probleme mit dem Herzen. Da stimmt etwas nicht. Wie komme ich möglichst schnell zurück zu meiner Familie?
Was soll ich tun? Was soll ich tun? Ich wäre jetzt so gern Zuhause. Ich habe keine Energie mehr. Ich kann nicht weiterfahren.
Bis zum nächsten Ziel sind es noch zwei Stunden Fahrt. Aber ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Meine Gedanken sind völlig durcheinander. Ich will niemanden gefährden. Ich will mich nicht gefährden. Ich muss auf den nächsten Parkplatz und eine Pause einlegen.
Ich bleibe die ganze Nacht wach, es liegen noch so viele Kilometer zwischen mir und meiner Familie. Am nächsten Tag hilft meine Frau meiner Mutter bei den Vorbereitungen für die Beerdigung. Ich habe ein schlechtes Gewissen, da ich nicht vor Ort, keinen Halt geben und nicht unterstützen kann. Ich fahre die Straße entlang. Richtung Heimat. Ich fahre Heim. Ich fahre Heim, um mich von meinem Vater zu verabschieden. Zum letzten Mal…

5
24 Jahre alt und 8 Tausend Zloty (2 T. €) jeden Monat
8:00 Uhr Samstag: Ich öffne die Tür zu der Wohnung, die ich Kurzem gekauft habe. In jeder freien Minute habe ich Zeit und Energie in diese vier Wände gesteckt. Durch den großen Anteil an Eigenleistung und die helfenden Hände meiner Eltern musste ich keinen Kredit aufnehmen, um die Wohnung zu erwerben. Seit 3 Jahren fahre ich mit einem Lkw durch Europa. Ich verdiene sehr gut, verglichen mit Gleichaltrigen. Diese verdienen nicht einmal die Hälfte von dem, was ich monatlich auf dem Konto habe. Ich kann mir Designerkleidung, ein schönes Auto und Partys leisten.
Für den heutigen Abend plane ich ein Wochenende mit meinen Freunden. Wir haben ein tolles Haus gemietet und werden viele Leute treffen. Die meisten bringen ihre Freundin mit oder sind sogar schon verheiratet. Ich brauche keine feste Freundin und es stört mich nicht, dass ich ohne weibliche Begleitung den Abend verbringen werde. Wenn ich Spaß haben will, trifft man immer ein nettes Mädchen auf einer Party. Wozu brauche ich den Stress einer Beziehung? Die Sehnsucht, wenn ich auf der Straße unterwegs bin?
Ich bin unterwegs, ohne die psychische Belastung, ohne darüber nachzudenken, ob ich jemanden habe, zu dem ich zurückkehren kann, ohne mich zu ärgern, dass ich nicht auf der Geburtstagsparty ihrer Mutter sein werde.
Die Tatsache, dass ich in eine leere Wohnung zurückkehre, macht nicht immer Spaß, aber auf der anderen Seite habe ich noch mein ganzes Leben vor mir. Ich habe schon viel erreicht, ich habe Pläne und Träume und ich weiß, wie ich sie verwirklichen kann. Ich bin froh, dass ich einen Lkw fahre, schließlich hat nicht jeder in meinem Alter jeden Monat einen Achter vor der Nase und geht zurück in seine eigene schöne Wohnung.

6
Wir sollten mehr Verständnis und Einfühlungsvermögen für Fahrer aufbringen, deren Stimme und Augen voller Nerven und Frustration sind, wenn die Heimfahrt plötzlich um einen Tag oder sogar eine Woche verschoben wird.
Für den Fahrer und seine Familie geht es darum, das ganze Wochenende zu organisieren, Pläne zu schmieden, Treffen und Veranstaltungen zu planen. Es ist ein Fernbleiben von der Geburtstagsfeier des Sohnes, es ist eine Verzögerung bei der Hochzeit eines Freundes, es ist eine weitere Verschiebung eines Arzttermins. Aber er ist täglich für uns alle unterwegs.